Wie wir zu unserem Backes kamen: Geschichte
Der BACKES in Altenrath
Brauchtumspflege und Ehrenamt
Im Mittelalter war das gemeinschaftliche Brotbacken ganz normal. Da es
keine Bäckereien gab und nicht jeder einen eigenen Hausbackofen besaß,
wurden Dorf-Backhäuschen errichtet. An diese auch im bergischen Land
bestehende Tradition knüpfte 1991 die Altenrather AWO an. Sie gewann
zwei Bäcker aus den eigenen Reihen zum Mitmachen und reiste zunächst zum
Anschauen und Lernen in die Fränkische Schweiz, wo diese schöne
Tradition noch ganz lebendig ist.
Geplant – Getan. Mit Zuschüssen der
NRW-Kulturstifung und der Stadt Troisdorf wurde ein Finanzplan
realistisch. Man entschied sich für einen Anbau an Feuerwehrhaus, direkt
angrenzend an den Altenrather Dorfplatz als Standort. Ein
Backofen-Baumeister aus Pödeldorf bei Bamberg wurde in Altenrath
einquartiert und viele freiwillige Helfer bauten in Eigenleistung das
Gebäude. Es dauerte nicht lange, bis der Backofen Gesellschaft bekam:
Eine ausgediente, aber voll funktionsfähige Knetmaschine für den Teig,
zahlreiche andere, notwendige Utensilien und vor allem Holz –
Buchenscheite natürlich, die langsam brennen und garantieren, dass das
Brot gelingt. Bald konnten die Bäcker loslegen. Unter ihren kundigen
Händen entstanden leckere Brote. Manche als Laib geformt und direkt auf
dem Stein gebacken, andere, etwa Platz (mit und ohne Rosinen) kamen im
Kasten in die Röhre. Damit nicht genug, auch Kuchen musste her. Streusel
- pur, mit Kirschen, mit Äpfeln – hmm lecker.
Mit
einem Dorffest unter Anwesenheit des damaligen Kölner
Oberbürgermeisters Norbert Burger und des Bamberger Geografie-Professors
Philipp Hümmer wurde der Altenrather Dorf-Backes 1992 eingeweiht. Der
Duft, den das Brot verbreitete, lockte die Interessenten in Scharen und
es dauerte nicht lange, da wurde einmal im Monat eingeheizt und gebacken
wie zu Großmutters Zeiten, ursprünglich und gesund. Wenn der Backes
geräumt war, die duftenden Brote auf den Tischen lagen und der Kuchen
lockte, dann kam Frau Voss zum Einsatz. Sie packte die Bestellungen
zusammen, die ab Mittag abgeholt werden konnten. An Kunden mangelte es
nicht, diese Original Altenrather Backwaren hatten bald viele, viele
Freunde.
Josef Voss, Bäckermeister im* Unruhestand, lernte ich im
Sommer vergangenen Jahres kennen. Als ich dienstlich in Altenrath zu tun
hatte, stieg irgendwo mitten im Ort Rauch auf. Das machte mich
neugierig, ich ging ihm nach und kam zum Backhäuschen, schaute hinein
und bald erfuhr ich alles über den Brauchtumsverein und seine Aktionen.
Toll!
Aus meiner Heimat in Griechenland kenne ich solche Steinöfen gut. Umso
trauriger machte es mich, als ich erfuhr, dass der Backes im Dezember
2010 zum letzten Mal genutzt werde sollte. Es ging einfach nicht mehr,
die ehrenamtlichen Bäcker – inzwischen fast alle weit über 70 Jahre alt
– wollten nun ihren Ruhestand wirklich ruhig verbringen. Wer würde
ihnen das nicht gönnen?! Aber – wie sollte das mit dem Backes
weitergehen. Niemand traute sich daran, die Backaktionen weiterzuführen.
So kam der scheinbar letzte Backtag im Dezember 2010.
Wie das
Leben so spielt, hatten wir von der Kinder-Kultur-Welt einige Wochen
vorher überlegt, was man in diesem Backes alles machen könnte, falls er
weitergeführt werden sollte. Dabei dachte ich auch an einen
traditionellen Stollen und so schlug ich Frau Voss vor, zum Abschied
einen Stollen zu backen, den sie ja dann als „Altenrather Stollen“
verkaufen könne. – Sie sah mich erstaunt an, schmunzelte und fragte,
woher ich das denn nun schon wieder wisse. Ich verstand nicht, was sie
meinte, bis sie erklärte, dass sie bereits Weihnachts-Stollen backe -
aber nur einige, weil das sehr aufwändig sei. Diese Stollen, von denen
ich dann probieren durfte, waren herrlich mit einem unverwechselbaren
Geschmack und Duft.
Die Schließung des Backhäuschens dann, war ein Trauertag und ich merkte, dass einige doch froh wären, wenn es weitergehen würde.
So
entschloss ich mich, das Ganze weiter zu führen. Das begeisterte mich -
nicht nur, weil mir Brauchtumspflege und gute Traditionen wichtig sind.
Es passte auch so toll in unser Konzept von der Kinderkulturwelt, denn
wir bemühen uns ja, Wichtiges an den Nachwuchs weiter zu geben, den
Kindern Traditionen und alte Werte nahe zu bringen, die sie sonst
vermutlich nie kennen lernen würden. Einmal im Jahr wurde bei
–Kinderkulturwelt ja gebacken: bei mir im Garten an meinem Lehmofen.
Kein Vergleich zu dem tollen BACKES.
Wir und ein Backes! - Es war
einfach zu schön, um das Angebot nicht anzunehmen! Ich besuchte die
letzten Backaktionen und wusste, ich würde Hilfe brauchen, Hilfe am
besten von anderen Bäckern, um das Ganze weiterzuführen. Aber wirklich
fachkundige Partner für einen solches Projekt zu finden, erwies sich als
sehr schwer. Dennoch, ich gab nicht auf und letztlich erklärte die
Bäckerei Eich sich bereit, dieses Projekt zu unterstützen. Damit wir
nicht ins Schwimmen kommen, wurden Herr und Frau Voss gebeten, uns mit
Ihrem Wissen und Können mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Und auch
die Altenrather AWO, deren eigentliche Aufgabe ja nicht das Brotbacken
ist, unterstützt uns kräftig.
Nachdem inzwischen auch rechtlich
alles abgeklärt ist, wird die Kinderkulturwelt e.V. mit der großzügigen
Unterstützung der Fachleute der Firma Eich im BACKES die alte
Tradition weiterführen.
Aber: Wir haben beschlossen erst einmal
„kleine Brötchen zu backen“ und uns auf dem unbekannten Terrain langsam
zurecht zu finden. Denn jede(r) von uns hat natürlich auch einen Beruf,
dem sie / er täglich gerecht werden muss.
Nach über einem Jahr Backes, freuen wir uns von der DLS Mühlenbiobäckerei aus Hennef Unterstützung zu bekommen. Hier werden noch andere Sorten Brote dazu angeboten-mit und ohne Vollkorn- und alles aus biologischer Demeter Qualität!
Eva Savvoulidou